8. März – Internationaler Frauentag (International Women’s Day)

Der kurz Internationaler Frauentag oder Weltfrauentag genannte Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden wird weltweit von Frauenorganisationen am 8. März begangen. Er entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg und zielte vor allem auf die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie jedes Jahr ist am im 8. März an den Internationalen Frauentag zu erinnern. Mittlerweile ist man/frau, was derartige Sentenzen betrifft, im Konkurrenzkampf mit almost everybody – Feiern und Veranstaltungen scheinen einander zu jagen.
Laut Wikipedia, einer durchaus männerdominierten Spezialeinheit, die Gedrucktes akzeptiert – nicht Geducktes duzend und blöde hinterfragt – gibt es um das Datum die Debatte zwischen 19. März und eben dem 8.
Die Italiener befanden schon 2010, daß es 100 Jahre wären, wir hatten die Feier erst 2011.

Jedenfalls wird der 8. März in Angola, Armenien, Aserbaidschan, Burkina Faso, Eritrea, Georgien, Guinea-Bissau, Kasachstan, Kambodscha, Kirgistan, Laos, Madagaskar, Moldawien, in der Mongolei, in Nepal, Russland, Sambia, Serbien, Tadschikistan, Turkmenistan, Uganda, der Ukraine, Usbekistan, Vietnam, Weißrussland und Zypern als gesetzlicher Feiertag begangen. In der Volksrepublik China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei.
Einigkeit herrscht nicht übers Feiern – die luxemburgische EU-Kommissarin Viviane Redin zum Beispiel wandte sich gegen „das Feigenblatt eines symbolhaften Tages“ und stellte im März 2008 fest: „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, daß wir keine Gleichberechtigung haben. […] Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.“
2010 plädierte Alice Schwarzer für eine komplette Streichung des Tages: „Schaffen wir ihn […] endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer.“
Nun, wie dem auch sei, was das Feiern betrifft gibt es sicher irgendeinen positiven Rest dazu, also lassen wir diese Diskussion offen und werfen einen Blick auf einige „Jubiläen“ des Jahres 2015:
Armand Peugeot starb vor 100, Winston Curchill vor 50 Jahren, vor 70 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit.
Die Universität Wien feiert ihren 650. Geburtstag, die VetMed den 250., die TU den 200., Teresa von Avilla wurde vor 500, Billie Holiday vor 100 Jahren geboren.
Abraham Lincoln ist vor 150. Jahren einem Attentat zum Opfer gefallen, vor 100 Jahren begann der Völkermord an den Armeniern.
Die Wiener Ringstraße wird 150, Orson Welles, Frank Sinatra, Curd Jürgens, Èdith Piaf und Ingrid Bergmann wären 100, Kaiser Friedrich II. 600, der Wiener Kongreß endete vor 200 Jahren und die Magna Carta ist junge 800 Jahre alt. Die Schlacht bei Waterloo fand vor 200 Jahren statt. Lucas Cranach wurde vor 500 Jahren geboren. Michelangelo Buonarroti wurde vor 540 Jahren geboren und starb vor 451 Jahren.

Als Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen der Angewandten greife ich, einer unserer noch kurzen Traditionen folgend, drei Biographien im Besonderen auf und erinnere an

Èdith Piaf 
bürgerlich Édith Giovanna Gassion; * 19. Dezember 1915 in Paris; † 10. Oktober 1963 in Plascassier, laut Sterbeurkunde 11. Oktober 1963 in Paris, französische Sängerin, deren Inter-pretationen von Chansonsund Balladen sie weltberühmt machten. Ihr Gesangsstil schien die Tragödien ihres Lebens widerzuspiegeln. Zu ihren größten Erfolgen gehören La vie en rose, Milord und Non, je ne regrette rien.

Èdith Piaf 
Édith Piaf wurde bereits einige Wochen nach ihrer Geburt (nach anderen Darstellungen im Alter von zwei Jahren) im östlichen Pariser Stadtteil Belleville von ihrer Mutter, Annetta Jacqueline Gassion, geborene Maillard, einer Kaffeehaus-Sängerin von halb italienischer, halb berberischer Abstammung, verlassen und wuchs zunächst bei ihrer Großmutter mütterlicherseits auf, wo sie beinahe verhungerte. Damit seine Tochter wieder zu Kräften kommen konnte, brachte sie ihr Vater Alphonse Gassion 1917 bei seiner Mutter unter, die ein Bordell in Bernay in der Normandie betrieb. Edith fühlte sich trotzdem dort wohler. Der Vater selbst war Akrobat und arbeitete als Schlangenmensch in einem Wanderzirkus. 1919 erkrankte Édith an einer Entzündung der Augenhornhaut und erblindete. Zwei Jahre später machte ihre Großmutter mit ihr eine Wallfahrt zur Heiligen Therese nach Lisieux. Édith schrieb ihre anschließende Heilung dieser Wallfahrt zu. Deshalb verehrte sie die Heilige Therese, mit der sie weitläufig verwandt ist, ihr Leben lang und besuchte deren Grab als Erwachsene inkognito alljährlich. Sie war erst sieben, als ihr Vater sie das erste Mal mit auf Tournee nahm. Vom zehnten Lebensjahr an begleitete Edith ihren Vater, der sie als Straßensängerin schulte und oft verprügelte. Édith Piaf wurde stark geprägt von der Gewalttätigkeit des Milieus, in dem sie aufwuchs, und vom Alkoholismus ihres Vaters.
Als 15-Jährige verließ sie ihren Vater und zog alleine als Straßensängerin nach Paris. Kurz darauf wurde sie von dem Kabarettbesitzer Louis Leplée entdeckt, der sie als Chanteuse in sein Kabarett holte und der jungen Frau, die lediglich 1,47 Meter groß war, den Namen gab, unter dem sie bekannt wurde: „la môme piaf“ („môme“ heißt die „Göre“/„kleines freches Mädchen“, „piaf“ heißt „Spatz“, in der Kombination bedeutet der Name also soviel wie „Spatzengöre“).
Am 11. Februar 1933 brachte sie ihr einziges Kind, ihre Tochter Marcelle, zur Welt. Marcelle wuchs bei ihrem Vater, Édiths Geliebtem Louis Dupont, auf. Die kleine Marcelle starb im Alter von zwei Jahren an einer Hirnhautentzündung.
1935 nahm Édith Piaf ihre erste Platte auf. Als wenig später ihr Mentor Leplée ermordet wurde, bezichtigte man sie öffentlich der Mitwisserschaft an der Tat, da die Mörder aus dem Umfeld ihrer Unterweltbekanntschaften kamen. Obwohl sie freigesprochen wurde, flüchtete sie in die Provinz und kehrte erst 1937 wieder nach Paris zurück. Die mediale Aufmerksamkeit drohte ihren Erfolg zunächst zu gefährden. Unter der Förderung ihres neuen Mentors Raymond Asso löste sie sich aber aus dem Ursprungsmilieu.
In den folgenden Jahren gelang ihr der große Durchbruch mit Bühnenauftritten in ganz Europa und unzählige Schallplatten. Ihre Karriere schritt auch während des Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besatzungszeit weiter voran. 1943 war sie auf einer von deutscher Seite unterstützten Konzertreise in Berlin mit weiteren Künstlern wie Loulou Gasté, Raymond Souplex, Viviane Romance und Albert Préjean und posierte dabei unter anderem vor dem Brandenburger Tor. Im Frühjahr 1944 kam es zur ersten Zusammenarbeit im Moulin Rouge und einem Liebesverhältnis mit dem aufstrebenden Sänger und Produzenten Yves Montand; sie präsentierte ihm unter anderem Joseph Kosma, Henri Crolla, Loulou Gasté, Jean Guigo, Henri Contet, Bob Castella und Francis Lemarque. Ihre Liebe zum sechs Jahre jüngeren griechischen Schauspieler Dimitris Horn blieb unerwidert.
Piaf galt damals als Kollaborateurin, entkam zum Kriegsende Sanktionen und wurde nicht mit einem Auftrittsverbot belegt, weil ihre Sekretärin Andrée Bigard sich als Mitglied der Résistance bekannte und für sie aussagte. Bilder mit Piaf bei Konzerten im Auftrag der Deutschen für kriegsgefangene französische Soldaten seien demnach genutzt worden, um gefälschte Arbeits-erlaubnisse zu erstellen und einigen die Flucht zu ermöglichen.
Édith Piaf hatte zeit ihres Lebens schwere gesundheitliche Probleme. Der durch den Unfalltod ihrer großen Liebe, des Boxers Marcel Cerdan, im Oktober 1949 erlittene Schock löste nach Angabe ihrer Sekretärin eine chronische rheumatoide Arthritis aus, unter der sie fortan litt. Die damit verbundenen Schmerzen bekämpfte die Sängerin mit starken und überdosierten Medikamenten. Das führte dazu, dass ihr fortan das Stigma der Drogensucht anhaftete. Hinzu kamen Alkoholexzesse. Sie musste sich zahllosen Entziehungskuren und sieben Operationen unterziehen.
Schlagzeilen machte in Frankreich auch Édith Piafs Affäre mit dem populären Radrennfahrer Louis Gérardin. „Toto“ Gerardin verließ für Édith Piaf seine Frau, die das Paar von einem Privatdetektiv beschatten ließ. 1952 heiratete Piaf den französischen Sänger Jacques Pills (bürgerlicher Name: René Ducos), von dem sie sich 1956 wieder scheiden ließ. Während eines Konzertes in Stockholm am Ende der 1950er Jahre brach sie auf der Bühne zusammen – es wurde eine unheilbare Krebserkrankung diagnostiziert. Piaf ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und trat weiter auf. Auf ihren Tourneen wurde sie fortan von einer Krankenschwester begleitet, die ihr im Bedarfsfall Morphium gegen die Schmerzen verabreichte. In diese Zeit fiel ihre kurze Liebesaffäre mit dem wesentlich jüngeren Chansonsänger Georges Moustaki. Er war es auch, der 1959 für Piaf das bekannte Chanson Milord (veröffentlicht 1960) zur Komposition von Marguerite Monnot textete, das später ihr größter Hit wurde.
Im Oktober 1962, wenige Jahre nach ihrer Affäre mit Moustaki, heiratete sie den zwanzig Jahre jüngeren Sänger Théo Sarapo und verursachte damit den letzten großen Skandal ihres ausschweifenden Lebens. Anfang August 1963 brachten Sarapo und der Impresario Louis Barrier die bereits schwer kranke Piaf in ein abgelegenes Haus in Plascassier, in der Nähe von Grasse. Dort verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand weiter. An Piafs Seite waren ihre letzte Sekretärin, Danielle Bonel, und eine Krankenschwester; Sarapo befand sich auf Tournee. Bonel ließ ihn vom nahenden Tod seiner Frau verständigen; er traf sie jedoch nicht mehr lebend an. Piaf starb am 10. Oktober 1963. Bonel erwähnte in einer Fernsehdokumentation, Piaf sei gegen 12.45 Uhr gestorben; an den genauen Zeitpunkt könne sie sich nicht mehr erinnern.
Der mittlerweile eingetroffene Sarapo beschloss zusammen mit Bonel und Barrier, über Piafs Ableben zunächst Stillschweigen zu bewahren und den Leichnam unbemerkt nach Paris zu überführen. Bonel besorgte einen Krankenwagen, in dem man gegen 20 Uhr die Abreise nach Paris antrat. Über den illegalen Transport erzählte Bonel: “Die Krankenschwester und Theo waren im Krankenwagen. Wären wir angehalten worden, hätten wir gesagt, sie sei gerade gestorben – unterwegs. Sie musste einfach in Paris sterben. Für sie gab es keine andere Möglichkeit. Sie hätte es mit Sicherheit so gewollt.” Noch in derselben Nacht wurde Piafs Arzt geweckt. Er erklärte sich bereit, einen falschen Totenschein auszustellen. Offiziell für tot erklärt wurde Piaf am 11. Oktober 1963 um 8 Uhr morgens. Als Sterbeort gab der Arzt Paris an.
An diesem 11. Oktober 1963 – ein halbes Jahr nach einem Herzinfarkt – starb auch ihr Freund Jean Cocteau, der für sie 1940 extra den höchst erfolgreichen Einakter Le Bel Indifférent geschrieben hatte (was ihr einziges Theaterengagement blieb), und der für sie angeblich mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegte. Vielfach wurde kolportiert, dass sein Herz versagte, als er die Nachricht von Piafs Tod erhielt, zum Teil wurden die beiden in Schlagzeilen sogar als Brautpaar des Todes bezeichnet. Der schwerkranke Cocteau starb aber viele Stunden nach der Todesnachricht.
40.000 Menschen nahmen an Piafs Begräbnis auf dem Friedhof Père Lachaise teil. Noch heute wird ihr Grab, in dem auch ihr 1970 bei einem Autounfall ums Leben gekommener Ehemann Théo Sarapo und ihre Tochter liegen, ständig mit frischen Blumen geschmückt. Das kleine Édith-Piaf-Museum in Paris (Rue Crespin du Gast) stellt persönliche Souvenirs, ein Kleid und die Porzellansammlung der Künstlerin aus.
Neben ihrer eigenen Karriere förderte Èdith Piaf aktiv den damaligen musikalischen Nachwuchs Frankreichs. Sie hatte unter anderem großen Einfluss auf die Karrieren von Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Eddie Constantine, Yves Montand, Georges Moustaki, Jacques Pills und Francis Lai.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Édith_Piaf; 7. 3. 2015, 17.33h

 

Waris Dirie 
* 1965 in der Region von Gaalkacyo, österreichisches Model somalischer Herkunft, eine Bestseller-Autorin und Menschenrechtsaktivistin im Kampf gegen Female Genital Mutilation (FGM), die Weibliche Genitalverstümmelung.

Sie war von 1997 bis 2003 UN-Sonderbotschafterin gegen die Beschneidung weiblicher Genitalien. 2002 gründete sie ihre eigene Organisation, die Desert Flower Foundation.

Dirie stammt aus einer muslimischen, zur Ethnie der Somali gehörenden Nomadenfamilie, die zum Clan der Darod zählt. Waris bedeutet „Wüstenblume“. Ihr Geburtsdatum ist unbekannt, das zumeist mit 1965 angegebene Geburtsjahr unbelegt. Als Fünfjährige erlitt sie selbst die Beschneidung in Form der Infibulation.

Als sie im Alter von 13 Jahren an einen alten Mann verheiratet werden sollte, floh sie durch die Wüste in die Hauptstadt von Somalia, Mogadischu, zu ihrer dort lebenden Großmutter mütterlicherseits. Später lebte sie bei einer Tante in Mogadischu. 1981 wurde ihr eröffnet, dass sie nicht länger bei den Verwandten in Mogadischu bleiben konnte, da ihre Flucht aus der Wüste nicht geduldet wurde. Einer ihrer Onkel, der damals somalischer Botschafter im Vereinigten Königreich war, suchte ein Dienstmädchen. Also wurde sie nach London verbracht und arbeitete in der somalischen Botschaft ohne Bezahlung. Als der Onkel nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia London verlassen musste, flüchtete Waris aus der Botschaft und lebte zuerst in den Straßen Londons, später in einem Heim des YMCA. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt als Reinigungskraft in einem Fastfood-Restaurant, wo sie mit 18 Jahren zufällig von dem englischen Fotografen Terence Donovan (im Film: Terry Donaldson) entdeckt wurde, der sie 1987 gemeinsam mit dem damals noch unbekannten Model Naomi Campbell für den Titel des Pirelli-Kalenders fotografierte. Sie arbeitete unter anderem für Chanel, L’Oréal, Revlon, Versace, Cartier, Levi’s und viele andere Weltmarken. Ihr Bild erschien als Cover der Zeitschrift Vogue. 1987 war sie im James-Bond-Film Der Hauch des Todes zu sehen (als Waris Walsh). Schließlich arbeitete sie auf den Laufstegen in London, Mailand, Paris und New York. 1995 drehte die BBC die Dokumentation Eine Nomadin in New York über ihre außergewöhnliche Karriere.
Im Jahr 1997, auf dem Höhepunkt ihrer Modelkarriere, berichtete Waris Dirie erstmals der Journalistin Laura Ziv für die Zeitschrift Marie Claire über das Trauma ihrer Beschneidung und löste damit ein weltweites Medienecho aus. Im selben Jahr wurde sie UN-Sonderbotschafterin gegen weibliche Genitalverstümmelung.
Ebenfalls 1997 besuchte sie ihre Mutter und 2000 ihre Familie im unterdessen bürgerkriegsgeplagten Somalia.
Sie veröffentlichte 1998 das Buch Wüstenblume (Originaltitel: Desert Flower), in dem sie unter anderem von ihrer radikalen Beschneidung erzählt. Durch ihre Berühmtheit schaffte sie es, auf dieses Thema weltweit aufmerksam zu machen.
1998 wählten sie die US-Leserinnen des Glamour Magazin zur Woman of the year. 1999 erhielt Waris Dirie den Afrika-Preis der Deutschen Bundesregierung für ihre Verdienste für die Rechte afrikanischer Frauen.
2001 erschien ihr zweites Buch Nomadentochter (Originaltitel: Desert Dawn), für das sie in Deutschland gemeinsam mit Paulo Coelho den Corine Award erhielt. 2005 erschien Schmerzenskinder, ein Werk, dem zwei Jahre heimliche Recherchen in afrikanischen Gemeinschaften europäischer Hauptstädte vorausgegangen war. Mit dem Buch startete sie eine europaweite Kampagne gegen FGM. 2007 erschien Brief an meine Mutter, ein weiterer Bestseller.
Im Jahr 2002 gründete Dirie die Desert Flower Foundation in Wien. Die Stiftung sammelt Geld, um auf das weltweite Problem von FGM aufmerksam zu machen und Betroffenen zu helfen
2004 verlieh Michail Gorbatschow Waris Dirie als erster Frau den Women’s World Award.
Sie eröffnete die Weltkonferenz gegen FGM in Nairobi, hielt eine vielbeachtete Rede und veröffentlichte erstmals das Waris-Dirie-Manifest gegen FGM.
Der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer verlieh ihr im Namen der Katholischen Männerbewegung Österreichs den renommierten Erzbischof-Oscar-Romero-Preis. Im März 2005 wurde Waris Dirie österreichische Staatsbürgerin.
Im Januar 2006 sprach Waris Dirie vor den versammelten Ministern aller EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel. Infolgedessen setzte die Europäische Union den Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung auf ihre Agenda, in vielen europäischen Ländern wurden Gesetze verschärft und Präventionsmaßnahmen initiiert.
2007 startete Waris Dirie im Vereinigten Königreich eine Kampagne gegen FGM zusammen mit Scotland Yard und der BBC.
Am 12. Juli 2007 ernannte der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy nach seinem Amtsantritt Waris Dirie als erste Frau für ihre Verdienste im Kampf um die Rechte der Frauen zum Chevalier de la Légion d’Honneur.
Im September 2007 erhielt Waris Dirie aus den Händen der Schweizer Parlamentspräsidentin Christine Egerszegi-Obrist den Prix des Générations der World Demographic Association. Im selben Jahr wurde sie mit der Martin-Buber-Plakette der Euriade ausgezeichnet.
Der arabische Sender Al Jazeera lud Waris Dirie in die populäre Talkshow von Riz Khan ein. Sie sprach erstmals in einem arabischen Sender vor über 100 Millionen Zuschauern über das Tabuthema „Weibliche Genitalverstümmelung“. Es folgte ein weiteres Aufklärungsprogramm über FGM mit Waris Dirie für Jugendliche auf dem Pan Arabic Youth Channel.
Im März 2008 lud die EU Waris Dirie erneut zu einem Vortrag in das EU-Parlament nach Brüssel ein, ein Treffen mit US-Außenministerin Condoleezza Rice wurde angesetzt. In der Nacht vor ihrer Rede, am 4. März 2008, verschwand Waris Dirie spurlos und löste eine Großfahndung der belgischen Polizei aus. Am Abend des 7. März 2008 erkannte sie ein Polizist in der Nähe des Grand-Place/Grote Markt in Brüssel. Sie gab vorerst an, ihr Hotel nicht mehr wiedergefunden zu haben. Am 10. März jedoch gab ihr Anwalt bekannt, sie sei einer Entführung und einer versuchten Vergewaltigung durch einen Taxifahrer zum Opfer gefallen.
Im April 2008 begannen unter der Regie von Sherry Hormann die Dreharbeiten für die Verfilmung des Buches Wüstenblume in Dschibuti. Weitere Drehorte waren New York, London, Berlin und Köln. Der Film wurde von Oscarpreisträger Peter Herrmann produziert, Benjamin Herrmann und Waris Dirie waren Co-Produzenten, die Hauptrolle spielte das äthiopische Model Liya Kebede. In weiteren Rollen sind Sally Hawkins, Juliet Stevenson, Timothy Spall, Meera Syal und Craig Parkinson zu sehen.
Waris Dirie reiste auf Einladung des Präsidenten von Dschibuti zu den Dreharbeiten und hielt eine Rede über FGM vor dem Ministerrat und Abgeordneten.
Im Januar 2009 wurde Waris Dirie Gründungsmitglied der PPR Foundation for Women’s Dignity and Rights, die François-Henri Pinault (CEO von PPR) mit seiner Ehefrau Salma Hayek in Paris ins Leben gerufen hatte.
Im Juli 2010 wurde Dirie zur Friedensbotschafterin (Ambassador for Peace and Security in Africa) der Afrikanischen Union (AU) ernannt.
Im Oktober 2010 wurde Dirie in Rimini mit der Goldmedaille des Präsidenten der Republik Italien ausgezeichnet.
Dirie war im September 2011 Mitglied der Jury, die das universelle Logo für Menschenrechte auswählte.
Waris Dirie hat zwei Söhne. Sie lebt seit 2009 in Danzig. Ihr jüngster Sohn ist in Wien geboren.

Trotz ihres Einsatzes gegen die Genitalverstümmelung bei Mädchen ließ sie ihren ältesten Sohn beschneiden und rechtfertigte dies mit ästhetischen und hygienischen Gründen: “We had Aleeke circumcised in the hospital a day after he was born. This is very different from female genital mutilation; that should never even be called circumcision – it’s not. In males it’s done for medical reasons – to ensure cleanliness. I could hear Aleeke crying when they did it but he stopped as soon as I held him. Despite my strong feelings about FGM, I knew it was the right thing to do. My son has a beautiful penis. It looks so good and so clean. The other day he told me he had to go to the bathroom. I said, ‘You can do that alone, you are a big boy now,’ but he wanted me to come and see him. His little penis was sticking up straight and clean. It was lovely to look at!”

Am 11. September 2013 eröffnet Waris Dirie als Schirmherrin gemeinsam mit dem Krankenhaus Waldfriede als Kooperationskrankenhaus der Desert Flower Foundation das weltweit erste ganzheitliche, medizinische Zentrum zur Behandlung und Betreuung von FGM-Opfern in Berlin.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Waris_Dirie, 7. 3. 2015, 17.54h

 

Özgecan Aslan
Studentin aus der Türkei, ermordet am 11. Februar 2015 im Alter von 19 Jahren.

„Ich denke an die Hände einer jungen Frau aus Tarsus. Ich bin unterwegs, um ihren Eltern mein Beileid auszusprechen. Während der Fahrt schaue ich immer wieder auf meine Hände, die das Lenkrad umfassen. Ich bin nervös, obwohl ich in Tarsus aufgewachsen bin. So wie Özgecan Aslan.
Özgecan Aslan war 19 Jahre alt, als sie ermordet wurde. Sie stieg am Abend des 11. Februar in einen Minibus. Sie war der letzte Fahrgast. Der Fahrer versuchte sie zu vergewaltigen, sie wehrte sich. Zuerst würgte er sie, dann stach er auf sie ein. Mehrfach. Bevor sie ihren letzten Atemzug machte, schnitt der Mann ihre Hände ab. Dann verbrannte er ihren Leichnam und ließ ihn in einem Flussbett liegen. All das geschah in einer anatolischen Stadt an der Südküste der Türkei, in der Provinz Mersin, unserer Heimat. Frauen wie Özgecan oder ich hätten uns hier sicher fühlen müssen. Doch wir sind mit dem Gefühl aufgewachsen, von potenziellen Tätern umgeben zu sein.
Wie oft ich mir schon vorgestellt habe: “Wenn mich jemand angreifen sollte, dann zerkratze ich ihm das Gesicht, dann …” Özgecan hat genau das gemacht. Sie hat sich mit ihren Händen gewehrt. Diese Hände hat ihr Mörder abgeschnitten, in eine Kloschüssel geworfen und mit Bauschutt zugedeckt. Bei seiner Verhaftung sah man noch die Kratzspuren in seinem Gesicht, die Özgecan ihm zugefügt hatte. Jetzt sind ihre Hände zu einem Symbol für den Widerstand der Frauen in der Türkei geworden.
Mein Weg zu Özgecans Familie führt entlang der Strecke, die auch der Minibus gefahren ist. Immer wieder muss ich daran denken, dass das, was Özgecan zugestoßen ist, auch mich oder eine meiner drei Schwestern hätte treffen können. Wie oft bin ich panisch ausgestiegen, bevor der Bus meine Haltestelle erreichte, weil ich nicht der letzte Fahrgast sein wollte? Wie oft bin ich lieber zu Fuß nach Hause gegangen? Aber das ist auch nicht viel besser, besonders nicht, wenn es schon dunkel ist. Dann schaust du dich nach jedem Schritt um. Verfolgt mich jemand? Wer ist noch auf der Straße unterwegs? Sind Frauen, Familien dabei?
Als ich mit meinen lärmenden Gedanken bei Özgecans Eltern ankomme, überrascht mich die Stille. Weder Geflüster noch Klagen sind zu hören. Das Haus von Özgecans Familie liegt in einer Einbahnstraße, ein zweistöckiges violettes Gebäude. Ein provisorisches Trauerzelt wurde aufgebaut. Das Haus ist zu klein für die vielen Menschen, die von überall aus der Türkei kommen, um Özgecan und jede getötete Frau zu betrauern.
Özgecans Eltern sitzen im Zelt und nehmen die Beileidsbekundungen entgegen. Ich gehe zu ihnen. Ich sage, dass ich Journalistin sei und für die ZEIT arbeite. “Von dem Leid unserer Tochter hat man also bis nach Deutschland gehört”, sagt die Mutter. Sie weint. Özgecans Tante, die an der Seite steht, sagt: “Özgecan hat immer gesagt: ‘Ich bin ein besonderer Mensch.’ Jetzt verstehe ich, was sie damit meinte. Sie sagte, sie werde Psychologin werden, den Menschen helfen und die Welt verändern. Vielleicht verändert sie die Welt nun auf diese Weise.”
Özgecans Tod hat eine Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Zu Tausenden sind sie auf die Straße gegangen, um gegen den Hass, der ihnen entgegenschlägt, zu demonstrieren. Auf Facebook und Twitter schreiben sie, dass sie sich in unserem Land nicht sicher fühlen. Unter dem Hashtag #sendeanlat (”Erzähl du es auch”) teilen sie ihre Erfahrungen mit Belästigung und Vergewaltigung, die sie bisher meinten verheimlichen zu müssen. Auch Männer beteiligen sich an den Protesten.
Woher aber kommt diese Verachtung für Frauen in unserem Land?
Es war nicht immer so. Spricht man mit Frauen aus der Generation meiner Mutter, hört man Dinge wie: “An Sommerabenden gingen wir zusammen mit unseren Freunden und Freundinnen aus dem Viertel ins Open-Air-Kino.” Solche Kinos gab es in meiner Jugend nicht mehr. Der Militärputsch 1980 zeigte seine Wirkung besonders in kleinen Städten wie Tarsus. Er brachte Armut, Angst, Nationalismus und Konservatismus. Anders als die Frauen der Generation meiner Mutter hatten meine Freundinnen und ich als Jugendliche Angst rauszugehen, wenn es dunkel wurde und kein männliches Familienmitglied dabei war. Wir mussten uns rechtfertigen, wenn wir uns mit Schulkameraden anfreundeten, und wurden ermahnt, dass wir schief angeguckt würden. Die Menschen zerreißen sich den Mund und man gilt schnell als “leichter Happen”, wenn man eine selbstbewusste Frau ist. Junge Männer behandeln dich so, als wärst du einfach zu haben. Respekt erfährt man nicht.
Heute, als erwachsene, selbstbewusste und unabhängige Frau, verstehe ich, dass die Verachtung kein Zufall ist. Sie hat Struktur. Politik und Patriarchat sorgen dafür, dass Frauen eingeschüchtert werden. Sie würgen Frauen ab – mit Worten und mit Händen.
Nach der Ermordung von Özgecan sagte Präsident Tayyip Erdoğan in einer Rede: “Gott hat die Frauen den Männern anvertraut.” Frauen werden “anvertraut”, als wären sie eine Sache, auf die man Acht geben müsste. Als Frauenorganisationen ihn für diese Aussage kritisierten, sagte er: “Ihr habt doch nichts mit unserer Zivilisation, unserem Glauben, unserer Religion zu tun.” Er meinte die Feministinnen. Er definierte sie als gottlos, als Feind.“
BURÇAK BELLI
Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 9 vom 26.02.2015.
http://www.zeit.de/2015/09/gewalt-gegen-frauen-tuerkei-oezgecan-aslan; 7. 3. 2015, 17.59h

Ein weiterer Themenpunkt ist vielleicht knapper erklärt, umfangreicher wäre er in jedem Fall – denn diesen „zweiten Reminder“ widme ich all jenen Frauen, die nirgendwo besonders genannt werden, in keinem Lexikon, Artikel, nicht in Wikipedia oder sonst wo im Internet. Frauen, die durch ihre unersetzliche Leistung in allen Bereichen des Lebens überall auf der Welt das „Leben“, wie man es kennt, möglich machen, unterstützen, realisieren, mitgestalten. All die quasi Anonymen, die positiv oder eben nicht so positiv Existenzen beeinflussen und begleiten, eine Zeit lang, lange, sehr lange:
Das ist eine Verbeugung vor den Müttern, Nicht-Müttern, Schwestern, Freundinnen, Geliebten, Ehefrauen, Vertrauten – vor de facto der Hälfte der Welt, der guten wie der weniger guten. Eine Verbeugung vor allen Frauen aller Länder und Epochen: Ohne Euch und uns…geht gar nichts.

Aktuell kann ich aber dennoch nicht umhin, mein Mißfallen an, meine Sorge um die kontemporären Situation der Frauen – und nicht nur der Frauen – weltweit zu unterstreichen, und erlaube mir, das ausnahmsweise mit einem polemischen Kommentar zu tun:
„Der Johanna-Dohnal-Förderpreis
entstand 2004 als Geburtstagsgeschenk der SPÖ-Frauenorganisation an Johanna Dohnal,
damals – schon –
ein Zeichen gegen Studiengebühren
FÜR den freien Zugang zur Bildung
den freien CHANCENGLEICHEN Zugang zur Bildung
ein Zeichen, ein Orientierungszeichen oder Symbol für Mädchen und Frauen
für Studentinnen und junge Wissenschaftlerinnen
ein Zeichen gegen
Vorurteile
Wertewahnsinn
Ungerechtigkeit
negative Diskriminierung
Benachteiligungen aller Art.

etwas mehr als 10 Jahre später
– nun ja,
ich hatte gedacht
DANN
auf gewisse Dinge nicht mehr hinwiesen zu müssen, weil sich die Welt eindeutiger zum Besse-ren verändert hätte
weil
frei und gleich unter Gleichen
gleiches Recht, gleiche Pflichten
gleiche Wertigkeit für welches Weltbild immer
sich längst völlig durchgesetzt habe
und zwar hier wie dort
– wie weltweit
– und weltweit wenigstens ein bißchen…

Johanna Dohnal hat formuliert,
der Preis werde ein Mahnmal, ein Zeichen für den freien Zugang zur Bildung bleiben,
ein Stachel im Fleisch dieser Gesellschaft.
„Die Vision des Feminismus“, so Dohnal, „ist nicht eine weibliche Zukunft. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.“
Spätestens nach dem Sommer 2014 und nach den vergangenen Monaten
sehen Sie mich zerknirscht und müde
ob der noch immer –
oder sollte es heißen —wieder – vorherrschenden
Dummheit
Ignoranz
Brutalität
hier wie …anderswo….

Und ich meine noch nicht mal Motive wie den
Professorinnenanteil an Universitäten
die „gläserne Decke“
die Problematik von Beruf UND Familie
die Gehaltsunterschiede…und so weiter…

Ich denke auch nicht – allein – an die
unsägliche Debatte um Söhne und Töchter in unserer Bundeshymne
oder einen Sänger, dem zuzuhören ich ohnedies nicht schaffe –
ich denke vielmehr an den –
alltäglichen Schwachsinn…
wos a Frau z tuan hot
de facto eine Regression
in ganz banalen Gesprächen quasi zwischen Tür und Angel
und
an Frauen
die von ihren Vätern gesteinigt werden
Direktiven von Mitgliedern des europäischen Parlaments
– die „mal Frauen schlagen ist OK“ – predigen
ich denke an vergewaltigte, ermordete Mädchen und Frauen
weibliche Embryonen, die Aufgrund ihres Geschlechts getötet werden…müssen
Zurechtweisungen, Abmahnungen durch weise FRAUEN
gegen Jüngere… in Sachen Jeans
Tilgung der Schande einer Vergewaltigung
dank Ermordung des Opfers
Prügelfreiheit gegenüber Frauen
Ehrenmorde
köpfen wegen der verbrecherischen Anhaftung an das falsche religiöse Bekenntnis
all das
unterfüttert von wahnhaften
behauptet gottgefälliigem Gelabere …

aber – das alles geschieht
DOCH SO WEIT VON UNS ENTFERNT
ganz weit weg…
nicht hier
das ist nicht unsere Sache
Teil- oder Ganzkörperverhüllung kann uns wurscht sein…

So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! 
Die Sentenz, die in leicht unterschiedlichen Variationen tradiert wird, stammt von Jesus Christus
und sie zielt sehr wohl
auf die Trennung von Staat und Kirche
auf ein Prinzip
das Gesetze
von religiösen Vorschriften trennt.
Wenn wir ein Recht auf freie Religionsausübung haben
haben wir auch ein recht auf Distanz zu jedweder Religion.

„Dimidium facti qui coepit habet: sapere aude.“ – „Wer begonnen hat, hat schon zur Hälfte ge-handelt. Wage zu denken!“ (Horaz)
Das ist die Basis der europäischen Aufklärung
…wage zu wissen
…wage Dich Deines Verstandes OHNE fremde Anleitung zu bedienen
denke ohne Vorschrift, der Du nicht zustimmen kannst.

In jedweder Epoche gab es Frauen
die in den unterschiedlichsten Disziplinen
Großes geleistet haben
und die in ihrer Zeit
durchaus bekannt gewesen sind
und
mit zielgerichteter Regelmäßigkeit
wurden diese Frauen
…vergessen
gelöscht
ihre Leistungen einfach nicht tradiert.

Ich hatte gehofft
– DAS haben wir hinter uns, das ist aktuell nicht mehr möglich.

Ich hatte gehofft
das RECHT AUF BILDUNG
auf Ausbildung, Schulung
wäre allgemein anerkannt
aber ich muß gesellschaftliche Konstruktionen sehen
die die Steinzeit modern wirken lassen

Malala Yousafzai
wird in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhalten
– das ist ein wichtiges Zeichen
für die Welt ganz allgemein.
Nur, das wird die Idioten, Fanatiker, Eiferer
– verzeihen Sie mir die freche Reihung –
nicht klüger, offener machen.

So alt ich womöglich werden darf
ich werde nie verstehen
daß es
WERTE
unterschiedliche
WERTUNGEN
gibt
die Frauen als
duldende, leidende, dumme Untergebene
abhängige
fremdbestimmte Wesen determinieren
die noch nicht mal ihre Kleidung frei zu wählen geeignet bleiben.
Zahlen wir etwa keine Steuern??
Sterben wir nicht, bluten wir nicht, haben wir nicht – dieselben Krankheiten wie
– Nicht-Frauen???
Haben wir nicht dieselben Ängste, Träume, Wünsche?
Haben wir nicht
dasselbe Recht auf ein Leben nach unseren Vorstellungen?

Wo steht das geschrieben –
und wenn es wo geschrieben stünde
– müssen wir uns an jeden Quatsch halten, der vor Tausenden Jahren formuliert worden ist?
Sind wir immer noch
BÜRGER INNEN
MENSCHEN
zweiter Klasse?

Oh ja,
viele Grauenhaftigkeiten geschehen weit weg von unserer Haustüre
aber wir sollten sehr wohl
achtsam sein
was VOR der Türe ist
kann durchaus
mal reinkommen…wollen.

Erinnern wir uns:
wie lange ist es her, daß Frauen ohne Zustimmung ihres Ehemannes einen Job annehmen DURFTEN
– hier bei uns –
in diesem Paradies
der Insel der Seligen
seit wann ist die Unterschrift der Mutter
gleichwertig der des Vaters?

Das Familienrecht, das in Österreich bis Mitte der 19-siebziger Jahre Geltung hatte, stammte in wesentlichen Teilen aus dem Jahr 1811. Es räumte dem Mann eine absolute Vormachtstellung ein. Das Verhältnis zwischen den Familienmitgliedern war kein partnerschaftliches, sondern ein hierarchisches. Der Mann galt als das “Haupt der Familie”, er konnte seiner Frau beispielsweise verbieten, berufstätig zu sein, und er hatte die “väterliche Gewalt” über die gemeinsamen Kin-der. Der Frau war es nicht gestattet, einen Passantrag oder Lehrvertrag für ihre Kinder zu unter-schreiben. Durch die Familienrechtsreform Mitte der siebziger Jahre wurde das Modell der patri-archalen Versorgungsehe durch ein partnerschaftlich orientiertes ersetzt.

1976 ja, erst 1976 trat das “Kernstück” der Familienrechtsreform in Kraft, das Gesetz über die persönlichen Rechtswirkungen der Ehe. Es geht vom Grundsatz aus, daß Mann und Frau in der Ehe gleiche Rechte haben. Der Mann kann der Frau nicht mehr verbieten, berufstätig zu sein.
Die weitere Geschichte kennen Sie sehr gut.
Noch in den 1950er/60er Jahren konnte man von kirchlicher Seite folgendes hören:
“Grundsätzlich sei nur ausgeführt: Die Familie sei eine Gemeinschaft […] Sie bestehe aus der Führung durch den Vater und die Hingabe der Mutter, Ehrfurcht und Gehorsam der Kinder. Eine zu weit gehende Gleichberechtigung der Ehegatten störe die Gemeinschaft. […] Man müsse die gottgewollte Ordnung […] berücksichtigen.”

Soviel zu unserem zivilisierten Mitteleuropa.

„Frauen haben sich die ganze lange Geschichte des Patriarchats an Gewalt gewöhnt, ja viel-leicht gewöhnen müssen.
Dennoch: Was heute immer noch viele Frauen ihren Söhnen entschuldigen, ihren Partnern oder Männern verzeihen und ihren Töchtern als Opferverhalten anerziehen, wirkt gegen die Unab-hängigkeit und Würde von Frauen.“

Nicht allein diese Zitat von Johanna Dohnal unterstreicht die Bedeutung
die ihre Position
und die ihre Leistungen
ihre Art zu denken
auch und gerade aktuell
weiterhin haben.

Wir dürfen uns nicht mehr
nie mehr
wegnehmen lassen
was erreicht worden ist.
Es geht nicht allein um die
Unabhängigkeit und Würde von Frauen –
mir scheint
es geht um die Würde der Menschheit.

WIR SIND ALLE GLEICH VIEL WERT.

Wir dürfen keinen Schritt zurückweichen
– noch nicht mal nen halben.
Denn eine Welt
in der Menschen
Frauen UND Männer
nicht mehr ihren Vorstellungen folgen dürfen
ihren Wünschen, Träumen
ja sogar der Illusion von Freiheit
eine Welt kurzum der MANNIGFALTIGKEIT
die sämtliche Möglichkeiten offen läßt
ohne politische und religiöse Fesseln
wäre keine, die zu prolongieren sei.“

Geschichte des Frauentags
Zum ersten Frauentag am 19. März 1911 kamen in Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz, Deutschland und in den USA Frauen zu Demonstrationen und Versammlungen zusammen. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen. Seit 1921 wird der Frauentag am 8. März begangen.
Die Feiern zum 8. März haben nun schon eine gewisse Tradition.
Wie alle Traditionen mußte auch der 8. März zuerst „erfunden“ werden, mußten Anlaß und Begründung „gefunden“ werden.
Über die Geschichte dieser Erfindung herrscht Uneinigkeit. Je nachdem, welches Erfordernis aus den entsprechenden Kontexten gezogen werden kann, bleibt de facto modulierbar, was am 8. März gefeiert wird und woran zu erinnern sei.
Während der “Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz” in Kopenhagen 1910 soll die deutsche Sozialistin Clara Zetkin (1857-1933) die Errichtung eines “Internationalen Frauentages” vorgeschlagen haben – zunächst ohne Bindung an ein konkretes Datum. US-amerikanische SozialistInnen hatten bereits 1909 den letzten Sonntag im Februar zum “Nationalen Tag der Frau” deklariert. 1911 wurde anläßlich des 40. Jahrestages der “Pariser Kommune” am 18. März in Paris, aber auch in Wien ein “Tag der Frau” begangen. 1921 erklärte Lenin in Gedenken an den St. Petersburger Frauenaufstand vom 23. Februar 1917 – nach Julianischem Kalender der 8. März – den 8. März zum “Internationalen Frauentag”.
Als Legende erwies sich in den 1980er Jahren die Verknüpfung des Impulses der Feierlichkeiten mit einem spontanen Streik New Yorker Textilarbeiterinnen, die sich am 8. März 1857 gegen niedrige Löhne und zunehmende Arbeitsbelastung sowie für eine Arbeitszeitverkürzung eingesetzt hätten. Die Polizei habe der Demonstration ein blutiges Ende gesetzt, wobei nicht nur zahlreiche Frauen festgenommen, sondern einige auch zu Tode gekommen wären.
Fünfzig Jahre danach – am 8. März 1907 – wurde dieser Demonstration erstmals gedacht und seither jährlich daran erinnert.
Unterschiedliche historische, nationale und politische Interessen bestimmten auch wesentlich die Art der am 8. März gestellten Forderungen – etwa das Frauenwahlrecht, arbeitsrechtliche Verbesserungen für Frauen oder die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen.

Der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen möchte am Internationalen Frauentag 2015 daran erinnern, daß wir als Gremium auch Anlaufstelle für alle Fälle von
 Diskriminierung aufgrund des Geschlechts
der ethnischen Zugehörigkeit
der Religion oder Weltanschauung
der sexuellen Vorlieben
und des Alters sind
–und zwar für alle Angehörigen der Angewandten – StudentInnen, MitarbeiterInnen, Lehrende. Betroffene oder Informationssuchende sind jederzeit – unter striktester Wahrung ihrer Anonymität – eingeladen, sich an den AfG zu wenden.

Mit kollegialen Grüßen,
Marion Elias

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